„Ein Baum mit starken Wurzeln lacht über den Sturm“                        Malaysisches Sprichwort

Unser Leben ist facettenreich, bunt und im Ganzen von Dualität und Gegensätzen geprägt. Es ist nur verständlich, dass wir damit oft den Impuls verspüren, uns entscheiden zu müssen. Müssen wir?

Wie wäre es, die Mitte auszuloten? Wie wäre es, in Balance zu sein? Wie wäre es, sich spielerisch zwischen den Polen zu bewegen, stabil und leicht zugleich? Einen Umgang mit Veränderungen, einen Umgang mit den Gegensätzen des Lebens können wir gut auf der Matte üben.

Es ist deine Zeit, dein Raum, deine Matte, dein Körper. Du praktizierst so, dass du immer noch lächeln kannst. Du tust nur das was du kannst, mit dem was du hast, wo auch immer du stehst.

Es ist ein spielerisches Erforschen, Experimentieren und Expandieren, von einer stabilen Basis heraus und um eine stabile Mitte herum. Denn, wo man keine wirkliche Kontrolle über eine Haltung hat und auch nicht einige Minuten verweilen kann – da gehört man einfach nicht hin, weder im Leben, noch auf der Matte. Noch nicht!

Anfänglich geht es um die Erdung und Verbindung in jeder Haltung. Wir richten eine Haltung von der Matte aus auf. Geben zum Beispiel unseren Füßen mal wieder unsere volle Aufmerksamkeit und beginnen mit der Bodenhaftung, unseren Wurzeln. Wir schärfen unser Bewusstsein für eine gute Verbindung. Über die Füße und unseren Beinen gehen wir Stück für Stück höher, über das Becken bis hin zur Mitte. Wir entwickeln Stabilität – nicht nur durch gezielten Muskelaufbau. Viel wichtiger ist dafür die bewusste Entscheidung!

Oberhalb des Bauchnabels kultivieren wir Leichtigkeit. Stirn, Kiefer, Schultern, Nacken lieben es, locker, weich und entspannt sein zu dürfen. Arme fließen, Arme schweben nahezu schwerelos, obwohl sie bis hin zu den Fingerspitzen aktiv sind.

Das Prinzip von STHIRA SUKHAM ASANAM lässt sich von der Matte auch ins Leben transferieren.

STHIRA sind die stabilen, sicheren und beruhigenden Elemente des Lebens. SUKHA bringt die Leichtigkeit, hilft beim Loslassen, hilft uns auf Veränderungen einzulassen.

Ein wackelndes und dünnes Fundament entwurzelt uns schneller bei Veränderungen und hält uns zudem auch noch oft gefangen. Wir halten uns an Strohhalmen fest – an schönen Dingen, an Verbrauchtem, an Dinge und Menschen, die einfach nicht mehr guttun. Ein Loslassen scheint unmöglich – weder physisch noch psychisch. Wo hältst Du fest? Was gibt Dir Stärke? Wann fühlst Du Dich leicht? Wann bist Du entspannt? Was gibt Dir Halt?

Interessanterweise fällt uns das Loslassen und das Einlassen leichter, wenn wir stabil und gut verwurzelt sind. Sowohl Deine Yogahaltungen als auch Dein Leben dürfen stabil und leicht zugleich sein.

Das Eine ist nur durch das Andere möglich. Und Du hast es verdient!

WIE IM LEBEN SO AUF DER MATTE

STHIRA   SUKHAM   ASANAM

(Patanjali, Yoga Sutra, Vers 2.46)